Na
heutzutage zum Glück nicht mehr so – in den letzten zwei/drei
Jahren hat sich so einiges getan und ich habe den Eindruck, dass das
Interesse an der Folklore zugenommen hat.
Was
ich toll finde! Denn es gibt im orientalischen Tanz – meiner
Ansicht nach – nichts spannenderes als Folklore.
Sich
näher mit Folklore zu befassen bedeutet, einzutauchen in eine andere
Welt, in ein anderes Bewusstsein, in eine andere Lebensweise….
durch den Tanz lernen wir im Grunde genommen eine uns fremde Kultur
und uns fremde Lebensgewohnheiten besser kennen.
vor dem Tahtib..... |
Das
soziale Gefüge, die Erziehung und die Geschichte der Menschen
fließen in den Tanz ein und machen in speziell und einzigartig.
Was
heißt das für mich als Tänzerin?!?
Wenn
ich einen Tanz verstehen und ihn so authentisch wie möglich
interpretieren will, muss ich mich notgedrungen mit seiner Kultur und
seinen Menschen und Traditionen beschäftigen. Nein, es reicht nicht
mal aus, mich damit zu beschäftigen – ich besten aller Fälle,
sollte ich diese fremde Kultur auch verstehen!!
Was
nicht heißt impliziert, dass ich sie leben oder dass ich mit allen
Dingen, die ich sehe und lerne, einverstanden sein muss.
Orientalischer
Tanz ist halt nun mal nicht nur Raqs Sharqi – und wenn wir mal ganz
i-tüpftlerisch sein wollen, dann reicht es in dem Fall auch nicht
aus, nur “modern cairo style” zu lernen, weil das der letzte
Schrei ist, sondern zum Raqs Sharqi gehört dann auch die gesamte
Interpretations- und Bewegungspalette von den Awalim über die Golden
Era über den Stil der 70er/80er Jahre über Dina bis heute.
Und
um dem Puzzle nicht nur einen Rahmen zu geben, sondern auch die
Grundlagen, damit das ganze auch ein schönes Bild ergibt, legen wir
in die Mitte – als Fundament sozusagen – die Folkloretänze, auf
die sich ja viele Bewegungen des Raqs Sharqi stützen.
Der
Orientalische Tanz als Ganzes gesehen – Raqs Sharqi UND Folklore –
ist aus einer Kultur heraus entstanden und hat sich immer weiter
entwickelt….. der Tanz “erzählt” die Geschichte, den Alltag,
das Leben (fröhliche wie auch traurige Ereignisse), die Denkweise
und die Traditionen der Menschen jenes Ortes/jener Region, aus der
der Tanz herkommt.
Im
Grunde genommen “leihen” wir den Tanz nur aus….. wir lieben den
Tanz…. wir verändern ihn (manchmal leider mehr schlecht als
recht)…. wir spielen mit ihm…
und
genau DESHALB ist es in meinen Augen so wichtig, dem Ursprung des
Tanzes Respekt zu zollen, indem wir uns mit seiner Kultur, den
Traditionen und seinen Menschen, durch die dieser Tanz ja erst
ENTSTANDEN ist, auseinanderzusetzen.
Und
das ist ganz und gar NICHT langweilig, wie viele jetzt vielleicht
denken werden. Langweilig ist es nur dann, wenn man Dinge nur
HALBHERZIG macht und nicht wirklich Interesse daran hat. Aber wenn
man Gelegenheit hat, wirklich einzutauchen in den Alltag, sich mit
den Menschen zu unterhalten und bei ihren Festen dabeizusein, DANN
springt der Funke über und man ist im wahrsten Sinne Feuer und
Flamme!
Die
vibrierende Spannung bei einem Moulid, wenn die Musik anfängt zu
spielen, während die Zuschauer auf die Pferde warten für den
folgenden Pferdetanz. Inzwischen wird heißer Minztee serviert….
und um sich die Zeit zu vertreiben, stacheln sich die Männer
gegenseitig an und fordern einander zum Tanzen auf. Einer nimmt sich
einen Stock, ein anderer bindet sich ein Tuch um die Hüfte und sie
bewegen sich im Rhythmus der Musik…..
Dies
LIVE (und in Farbe sozusagen) zu erleben, ist ein einzigartiges
Erlebnis. Wer auch gerne mal dabei sein möchte, kann mich gerne nach
Luxor oder Aswan begleiten und es selbst erleben :-)
Diese
Erlebnisse verändern uns, verändern unsere Persönlichkeit und
verändern unseren Tanz. Das Wissen über den Tanz und seine
Ursprünge verleihen uns eine immense FREIHEIT.
Die
Freiheit, unsere Kreativität noch mehr auszuleben – die Freiheit,
den Tanz neu zu interpretieren – die Freiheit, unserer
Persönlichkeit noch mehr Ausdruck zu verleihen…..
Die
Traditionen und der Alltag “hauchen” der Folklore ihr Leben
ein..... nur wenn der dargebotene Tanz seinen Ursprung widerspiegelt,
kann er eine Geschichte erzählen und die Menschen berühren und nur
DANN behält z.B. ein Saidi immer noch die Seele eines Saidi –
stolz, kraftvoll, kämpferisch und verspielt zugleich.
Wie
schon Mahmoud Reda, der Begründer der Reda Troupe, sagte: “When
you get inspired to do your own choreography, there is a risk. You
can change things, and they become something else, and the people
won't like it. …..
You
have to use your taste. For example: I take one step and I imagine
myself one of these people. If I am one of these people, and I have
the ability, if I want to do the variation of this step, what would I
do?....
If
you are lucky, then it will KEEP THE SAME SPIRIT. If you're not
lucky, it's like developing Arabic language, then it becomes English.
Not good!
So,
if you manage to keep the spirit in spite of what you did to these
movements, you are lucky.
People
still will watch it and RECOGNIZE themselves in it.
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