Sonntag, 24. Juli 2016

Ägyptischer Tanz - das große Rätsel???!!?

Na heutzutage zum Glück nicht mehr so – in den letzten zwei/drei Jahren hat sich so einiges getan und ich habe den Eindruck, dass das Interesse an der Folklore zugenommen hat.

Was ich toll finde! Denn es gibt im orientalischen Tanz – meiner Ansicht nach – nichts spannenderes als Folklore.
Sich näher mit Folklore zu befassen bedeutet, einzutauchen in eine andere Welt, in ein anderes Bewusstsein, in eine andere Lebensweise…. durch den Tanz lernen wir im Grunde genommen eine uns fremde Kultur und uns fremde Lebensgewohnheiten besser kennen.
 

vor dem Tahtib.....
 Das soziale Gefüge, die Erziehung und die Geschichte der Menschen fließen in den Tanz ein und machen in speziell und einzigartig.

Was heißt das für mich als Tänzerin?!?
Wenn ich einen Tanz verstehen und ihn so authentisch wie möglich interpretieren will, muss ich mich notgedrungen mit seiner Kultur und seinen Menschen und Traditionen beschäftigen. Nein, es reicht nicht mal aus, mich damit zu beschäftigen – ich besten aller Fälle, sollte ich diese fremde Kultur auch verstehen!!

Was nicht heißt impliziert, dass ich sie leben oder dass ich mit allen Dingen, die ich sehe und lerne, einverstanden sein muss.

Orientalischer Tanz ist halt nun mal nicht nur Raqs Sharqi – und wenn wir mal ganz i-tüpftlerisch sein wollen, dann reicht es in dem Fall auch nicht aus, nur “modern cairo style” zu lernen, weil das der letzte Schrei ist, sondern zum Raqs Sharqi gehört dann auch die gesamte Interpretations- und Bewegungspalette von den Awalim über die Golden Era über den Stil der 70er/80er Jahre über Dina bis heute.

Und um dem Puzzle nicht nur einen Rahmen zu geben, sondern auch die Grundlagen, damit das ganze auch ein schönes Bild ergibt, legen wir in die Mitte – als Fundament sozusagen – die Folkloretänze, auf die sich ja viele Bewegungen des Raqs Sharqi stützen.
Der Orientalische Tanz als Ganzes gesehen – Raqs Sharqi UND Folklore – ist aus einer Kultur heraus entstanden und hat sich immer weiter entwickelt….. der Tanz “erzählt” die Geschichte, den Alltag, das Leben (fröhliche wie auch traurige Ereignisse), die Denkweise und die Traditionen der Menschen jenes Ortes/jener Region, aus der der Tanz herkommt.

Im Grunde genommen “leihen” wir den Tanz nur aus….. wir lieben den Tanz…. wir verändern ihn (manchmal leider mehr schlecht als recht)…. wir spielen mit ihm…
und genau DESHALB ist es in meinen Augen so wichtig, dem Ursprung des Tanzes Respekt zu zollen, indem wir uns mit seiner Kultur, den Traditionen und seinen Menschen, durch die dieser Tanz ja erst ENTSTANDEN ist, auseinanderzusetzen.

Und das ist ganz und gar NICHT langweilig, wie viele jetzt vielleicht denken werden. Langweilig ist es nur dann, wenn man Dinge nur HALBHERZIG macht und nicht wirklich Interesse daran hat. Aber wenn man Gelegenheit hat, wirklich einzutauchen in den Alltag, sich mit den Menschen zu unterhalten und bei ihren Festen dabeizusein, DANN springt der Funke über und man ist im wahrsten Sinne Feuer und Flamme!

Die vibrierende Spannung bei einem Moulid, wenn die Musik anfängt zu spielen, während die Zuschauer auf die Pferde warten für den folgenden Pferdetanz. Inzwischen wird heißer Minztee serviert…. und um sich die Zeit zu vertreiben, stacheln sich die Männer gegenseitig an und fordern einander zum Tanzen auf. Einer nimmt sich einen Stock, ein anderer bindet sich ein Tuch um die Hüfte und sie bewegen sich im Rhythmus der Musik…..

Dies LIVE (und in Farbe sozusagen) zu erleben, ist ein einzigartiges Erlebnis. Wer auch gerne mal dabei sein möchte, kann mich gerne nach Luxor oder Aswan begleiten und es selbst erleben :-)



Diese Erlebnisse verändern uns, verändern unsere Persönlichkeit und verändern unseren Tanz. Das Wissen über den Tanz und seine Ursprünge verleihen uns eine immense FREIHEIT.
Die Freiheit, unsere Kreativität noch mehr auszuleben – die Freiheit, den Tanz neu zu interpretieren – die Freiheit, unserer Persönlichkeit noch mehr Ausdruck zu verleihen…..

Die Traditionen und der Alltag “hauchen” der Folklore ihr Leben ein..... nur wenn der dargebotene Tanz seinen Ursprung widerspiegelt, kann er eine Geschichte erzählen und die Menschen berühren und nur DANN behält z.B. ein Saidi immer noch die Seele eines Saidi – stolz, kraftvoll, kämpferisch und verspielt zugleich.

Wie schon Mahmoud Reda, der Begründer der Reda Troupe, sagte: “When you get inspired to do your own choreography, there is a risk. You can change things, and they become something else, and the people won't like it. …..
You have to use your taste. For example: I take one step and I imagine myself one of these people. If I am one of these people, and I have the ability, if I want to do the variation of this step, what would I do?....
If you are lucky, then it will KEEP THE SAME SPIRIT. If you're not lucky, it's like developing Arabic language, then it becomes English. Not good!
So, if you manage to keep the spirit in spite of what you did to these movements, you are lucky.
People still will watch it and RECOGNIZE themselves in it.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen